15. Oktober 2009

Rektorat korrumpiert

"Man muss endlich zur Kenntnis nehmen, dass unsere Kapazitäten begrenzt sind und es das Recht gibt, die Aufnahmefähigkeit zu bestimmen. Wir nehmen alle, die kommen. Das muss kein Kindergarten, keine Schule und auch keine Fachhochschule", so der ehemals ach so studierendenfreundliche Rektor Töchterle.

Damit, dass die Uni zu wenig Geld und Probleme hat hat Töchterle natürlich recht - aber genauso wie der ÖH-Innsbruck-Vorsitzende Robert Mäser (ÖVP-AG) besteht für ihn die Lösung des Problems darin, auf die Schwächsten im System zu hauen: Die Studierenden. In vorauseilendem Gehorsam verlieren beide kein Wort über die seit Jahren chronische Unterfinanzierung durch das (Novomatic-)Wissenschaftsministerium und kein Wort darüber, dass auch an der Uni Innsbruck in der Studienrichtung Psychologie nach fünf Jahren Zugangsbeschränkungen nur Mangelverwaltung betrieben wird.

Ohne seine Studierendfreundlichkeit hätte Töchterle vor 2 Jahren nicht auf die Stimmen und die Unterstützung der Studierenden im Senat zählen können und hätte nicht die erforderliche Mehrheit bekommen. Noch bis vor Kurzem hat Töchterle öffentlich immer beteuert keinen Gebrauch von der Möglichkeit von flächendeckenden Master- und PhD-Beschränkungen zu machen. Rektorat korrumpiert.

6 Kommentare:

Robert Mäser hat gesagt…

Klarstellung zum Artikel „ÖH für Numerus clausus“, Tirolertageszeitung vom 15.10.2009

In der TT vom 15. Oktober berichtete Miriam Sulaiman, dass sich die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) für eine Beschränkung des Universitätszugangs und zwar durch Numerus clausus ausspreche.
Das widerspricht sowohl meiner persönlichen Meinung als auch der Meinung der ÖH und ist somit schlichtweg falsch!

Eine Beschränkung der ohnehin schon raren Studienplätze ist der falsche bildungspolitische Weg, diese Einstellung wurde von der ÖH, als vehemente Verfechterin des freien Hochschulzugangs, immer schon vertreten. Ich bin überrascht, dass die oben angeführte Redakteurin meine Aussagen einerseits so gekürzt wiedergibt und dennoch ihre offensichtlich eigenen Interpretationen so gewagt als Meinung der ÖH darstellt. Ich habe diesbezüglich auch einen Leserbrief an ihre Redaktion der TT verfasst und freue mich über ein Erscheinen.

Zugangsbeschränkungen wären nur eine Behandlung der Symptome, lösen aber keinesfalls die akuten Probleme der Universität, die durch zu geringe finanzielle Ressourcen entstehen.

Dass die Abschaffung des freien Hochschulzugangs inzwischen schon von der Universität selbst als Heilmittel präsentiert wird, zeugt von Resignation und Aufgabe. In dieser schwierigen Zeit ist die einzige zukunftsorientierte Lösung eine Ausfinanzierung des Bildungssektors und nicht nur ein Lippenbekenntnis dazu.



Robert Mäser
Vorsitzender ÖH Innsbruck
Josef-Hirn-Straße 7
6020 Innsbruck

Michael Bauer hat gesagt…

freut mich zu lesen robert - viel glück beim ausbügeln.

wome hat gesagt…

Rektorpashing mag ja nett sein, ändert aber nichts an der Tatsache, dass offenbar solche Sager leichter aufgegriffen werden (sowohl von Medien, als auch von der Politik). Dass bei der Pressekonferenz des Rektorates am 9.10. auch andere Töne gefallen sind (Scheindebatte, die von Unterfinanzierung ablenkt), war nur kurz in der APA zu lesen. Dann haben Cordoba und nun überhaupt jedeR gegen jedeN die Überhand gewonnen. Es liegt aber auch an der Politik, auch der Grünen, wie sie diese Debatte aufgreift und in welche Bahnen sie sie lenkt. Beleidigtes Leberwurstdasein wird da nicht reichen.
In diesem Sinne, auf eine fruchtbare Debatte.

Michael Bauer hat gesagt…

lieber wome,

vorab find ich's schonmal sehr cool, dass du hier postest.
dass in den medien nur cordoba unterkommt, wenn cordoba bei einer pk erwähnt wird sollte finde ich eigentlich nicht überraschen. wenn karlheinz töchterle will, dass man über die unterfinanzierung schreibt, darf er halt nicht fordern die studiengebühren wieder einzuführen um den "deutschen zustrom" zu drosseln. ich hoff ja nach wie vor, dass das der uni wenigsten bei den budgetverhandlungen hilft...

wome hat gesagt…

Lieber Michael,
dass das klar ist, die Deutschen-Sache war nicht Thema der Bilanz-PK, sondern ist danach gekommen.
Du kannst sicher gehen, dass uns die mediale Angelegenheit in Wien nicht wirklich hilft, wobei ich mich schon langsam frage, worum es geht. Dass es derzeit nicht gut ist, da treffen sich ja alle.

Michael Bauer hat gesagt…

das stimmt, dass sich bei der ist-situation alle einig sind, dass es so nicht weitergehen kann. die frage ist halt wo man mit änderungen ansetzt. studiengebühren und beschränkungen sind eben maßnahmen auf kosten der studierenden. wenn also jemand die interessen der studierenden vertritt kommt beides nicht in frage. (den zugang zum wohle der bereits studierenden zu beschränken lasse ich da auch nicht gelten).

das komische ist ja, dass wir eigentlich froh sein sollten, dass wir mehr studierende bekommen, die studis aus deutschland (übrigens auch zahlende öh-mitglieder) machen da ja nur einen bruchteil aus.

vom ibker rektorat kamen halt nur die "studierendenfeindlichen" maßnahmen in den medien unter, habe auch nicht geglaubt, dass die zuspitzung auf die deutschen von euch gekommen ist. ich seh das ehrlichgesagt nicht so eng und wills sicher nicht als persönliches bashing verstanden haben, dass jetzt kritik der studis und der grünen am rektorat geäußert wird.

der artikel oben war sehr frustlastig nach den medienberichten, aber ich bitte niemandem übelzunehmen in dem medienspektakel auch die eigenen positionen unterbringen zu wollen.

lg michael

p.s.: schade fand ich's aber schon, dass karlheiz töchterle bei der heide schmidt das thema (trotz stillem protest im auditorium) am podium nicht aufgegriffen hat.